Startschuss für Studie „Wasserstoffnetz Mitteldeutschland 2.0“

Im Auftrag von 54 privatwirtschaftlichen und öffentlichen Partnern haben die Europäische Metropolregion Mitteldeutschland, das Wasserstoffnetzwerk HYPOS, die DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH sowie die INFRACON Infrastruktur Service GmbH & Co. KG ihre gemeinsame Studie für ein regionales Wasserstoff-Verteilnetz in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gestartet. Neben potenziellen Trassenkorridoren und deren Anbindung an das nationale und europäische Wasserstoffnetz werden auch die zukünftigen Bedarfe an grünem Wasserstoff sowie potenzielle Erzeugerquellen in der Region untersucht.

„Die große Beteiligung an der zweiten Auflage unserer länderübergreifenden Wasserstoffnetzstudie zeigt, wie stark das Interesse und der Bedarf an grünem Wasserstoff in der Region ist. Unser Ziel ist die zügige Planung und Realisierung eines regionalen Verteilnetzes, das den zukünftigen Anschluss der mitteldeutschen Unternehmen und Gebietskörperschaften an das geplante nationale Wasserstoff-Kernnetz sowie den Europäischen Wasserstoff-Backbone großflächig sicherstellt“, betont Jörn-Heinrich Tobaben, Geschäftsführer der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland und Vorstandsmitglied des Wasserstoff-Netzwerkes HYPOS.

„Eine zeitnahe Umsetzung einer regionalen Verteilinfrastruktur unter Nutzung des bestehenden Erdgasnetzes ist Grundvoraussetzung für die Entwicklung eines funktionierenden Wasserstoffmarktes in Mitteldeutschland. Deshalb ist die Studie ein Meilenstein auf dem Weg der Dekarbonisierung der Energieversorgung in der Region“, erklärt Gert Müller-Syring, Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsleitung der DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH. „Mit dem gemeinsamen Projekt leisten wir einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Entwicklung der regionalen Wirtschaft und fördern bereits jetzt den engen Austausch zwischen den Teilnehmern des zukünftigen Wasserstoffmarktes“, ergänzt Dr. Ulf Kreienbrock, Geschäftsleiter der INFRACON Infrastruktur Service GmbH & Co. KG.

Aufbauend auf der am 22. April 2022 publizierten Basisstudie „Wasserstoffnetz Mitteldeutschland“ wird die neue Studie den bisherigen Untersuchungsraum Leipzig-Halle-Leuna-Bitterfeld deutlich ausweiten und große Teile der Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen umfassen (siehe Karte). In mehreren Arbeitspaketen werden dazu potenzielle Nutzer von grünem Wasserstoff und deren zukünftige Bedarfe sowie das Erzeugungspotenzial für Grünstrom in der Region, insbesondere durch Wind- und Solarparks, ermittelt. Außerdem wird die Studie mögliche Trassenkorridore für ein großräumiges Wasserstoff-Verteilnetz in Mitteldeutschland untersuchen, welches eng in das ab 2032 geplante, nationale Wasserstoff-Kernnetz sowie dem European Hydrogen Backbone eingebunden ist, um den Import von grünem Wasserstoff für regionale Verbraucher sicherzustellen. Die Planung berücksichtigt dabei bereits geplante Wasserstoff-Infrastrukturprojekte, etwa „Green Octopus Mitteldeutschland“, „Doing Hydrogen“, „TH2ECO“ sowie lokale Vorhaben wie den „H2-Hub-BLK“. Darüber hinaus sind auch die Finanzierung und wirtschaftliche Tragfähigkeit des länderübergreifenden Infrastrukturvorhabens sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen Bestandteile der Untersuchung. Die Ergebnisse werden voraussichtlich im Frühjahr 2024 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die zuständigen Fachminister der mitteldeutschen Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen begrüßen das länderübergreifende Vorhaben und heben die Bedeutung des Energieträgers „Grüner Wasserstoff“ für die Zukunftsfähigkeit der regionalen Wirtschaft hervor:

„Für Energiewende und Klimaneutralität brauchen wir grünen Wasserstoff – gerade, weil wir eine Energie- und Industrieregion sind und bleiben wollen. Daher bauen wir eine Wasserstoffwirtschaft auf, in der das Gas produziert, transportiert, gespeichert und genutzt wird. Ganz entscheidend dafür ist ein leistungsfähiges Netz. Ich freue mich, dass sich hier die relevanten regionalen Akteure aus Wirtschaft, Energieversorgung, dem öffentlichen Bereich sowie Netzbetreiber zusammenfinden, um Potenziale und Bedarfe der regionalen Anbindung und der regionalen Netze systematisch zu ermitteln und das Thema so voranzubringen“, so Wolfram Günther, Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft des Freistaats Sachsen.

Sachsen-Anhalts Minister für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt, Prof. Dr. Armin Willingmann, betont: „Grüner Wasserstoff ist der Schlüssel zur Klimaneutralität unserer energieintensiven Industrien; er macht erneuerbare Energien energetisch und stofflich gerade für die Chemieindustrie verfügbar. Wir brauchen das Wasserstoffnetz Mitteldeutschland als Grundlage für die Dekarbonisierung der Industrie sowie die Verknüpfung von Wasserstofferzeugung und -bedarfen im mitteldeutschen Raum. Klimaneutralität durch grünen Wasserstoff setzt neben Eigenproduktion in hohem Maße auch Importe voraus. Durch die geplanten Wasserstoffpipelines wird die zukünftige Versorgung grundlegend abgesichert.“

„Grüner Wasserstoff ist ein wichtiger Baustein für unsere zukünftige Energieversorgung, zum Beispiel für Prozesswärme in der Glas- oder Stahlindustrie, aber punktuell auch bei der Gebäudewärme und in bestimmten Anwendungen der Mobilität. Der Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur ist dabei Voraussetzung. Die gute Botschaft ist, der Osten ist führend beim Aufbau der Wasserstoffwirtschaft entlang der kompletten Wertschöpfungskette. Diese Position wollen wir ausbauen. In Thüringen startet 2025 die regionale Wasserstoffproduktion aus überschüssigem Windstrom. Diese Keimzelle mit dem übergeordneten Netz zu verknüpfen, ist das Ziel. Deshalb unterstützt Thüringen die Untersuchung für ein ‚Wasserstoffnetz Mitteldeutschland 2.0‘ über die Thüringer Landesenergieagentur ThEGA“, erklärt Bernhard Stengele, Minister für Umwelt, Energie und Naturschutz des Freistaates Thüringen.

Die gemeinsam von der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland, dem Wasserstoff-Netzwerk HYPOS, der DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH sowie der INFRACON Infrastruktur Service GmbH & Co. KG initiierte Machbarkeitsstudie „Wasserstoffnetz Mitteldeutschland 2.0“ wird im Auftrag von 54 regionalen Partnern aus Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen durchgeführt, darunter 13 Netzbetreiber, 28 Bedarfsträger/Erzeuger und 13 Unterstützer. Damit ist sie die größte privatwirtschaftlich finanzierte Untersuchung dieser Art in Deutschland.

Die Studienpartner im Überblick (jeweils in alphabetischer Reihenfolge):

Netzbetreiber

Gasversorgung Dessau GmbH, Energie- und Wasserversorgung Altenburg GmbH, Energie Mittelsachsen GmbH, EW Eichsfeldgas GmbH, Ferngas Netzgesellschaft mbH, inetz GmbH, Mitteldeutsche Netzgesellschaft Gas mbH (MITNETZ), Ohra Energie GmbH, ONTRAS Gastransport GmbH, Städtische Werke Magdeburg GmbH & Co. KG, Stadtwerke Jena Netze GmbH, Stadtwerke Schkeuditz GmbH, TEN Thüringer Energienetze GmbH & CO. KG

Bedarfsträger/Erzeuger

ARYZTA Bakeries Deutschland GmbH, BMW AG Werk Leipzig, Energieversorgung Gera GmbH, ERVIN Germany GmbH, Mitteldeutsche Flughafen AG, Harry-Brot GmbH, Härterei Reese Weimar GmbH & Co. KG, Hydro Aluminium Gießerei Rackwitz GmbH, HH2E AG, Kartonfabrik Porstendorf GmbH, Landkreis Altenburger Land, Lausitz Energie Kraftwerke AG (LEAG), Leipziger Messe GmbH, Linde GmbH, MAXIMATOR Hydrogen GmbH, MEWA Textil-Service AG & Co., Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH (MIBRAG), Model Sachsen Papier GmbH, JUWI GmbH, Nobian GmbH, SCHWENK Zement GmbH & Co. KG, SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH, Stadtwerke Halle GmbH, Stadtwerke Merseburg GmbH, Stahlwerk Thüringen GmbH, Steinzeug-Keramo GmbH, Südzucker AG, VNG AG

Unterstützer

Entwicklungsgesellschaft Niederschlesische Oberlausitz mbH, Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz GmbH, Görlitzer Verkehrsbetriebe (GVB), ITEL – Deutsches Lithiuminstitut GmbH, Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, Sächsische Agentur für Strukturentwicklung GmbH (SAS), Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (SMEKUL), Stadt Leipzig, Amt für Wirtschaftsförderung, Standortentwicklungsgesellschaft Mansfeld-Südharz mbH, TGA Energietechnik Wittenberg GmbH, Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur GmbH (ThEGA), TÜV Thüringen e.V., WFG – Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH des Landkreises Nordsachsen.

In der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland engagieren sich strukturbestimmende Unternehmen, Städte und Landkreise, Kammern und Verbände sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit dem gemeinsamen Ziel einer nachhaltigen Entwicklung und Vermarktung der Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturregion Mitteldeutschland.

Weitere Informationen

Webseite Europäische Metropolregion Mitteldeutschland

Webseite HYPOS

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